Aktives oder passives Recruiting – was ist besser?

Der österreichische Arbeitsmarkt steht derzeit vor bedeutenden Herausforderungen: dem demografischen Wandel, einem zunehmenden Fachkräftemangel und den steigenden Erwartungen der Arbeitnehmer. Inmitten dieser Entwicklungen sind Personalverantwortliche gezwungen, ihre Recruiting-Strategien regelmäßig zu überprüfen und anzupassen. Die Frage „Aktives oder passives Recruiting?“ stellt dabei keine bloße Entweder-Oder-Wahl dar. Vielmehr geht es um eine strategische Ausrichtung, die von verschiedenen, unternehmensspezifischen Faktoren beeinflusst wird. Die richtige Balance zwischen diesen beiden Ansätzen ist entscheidend für den langfristigen Erfolg im Personalgewinnungsprozess.

Aktives Recruiting: Detaillierte Betrachtung

Beim aktiven Recruiting (auch Direct Search oder Headhunting genannt) gehen Unternehmen oder beauftragte Dienstleister gezielt auf potenzielle Kandidaten zu, die nicht aktiv auf Jobsuche sind. Dies umfasst:

  • Direktansprache über Business-Netzwerke wie LinkedIn und Xing: Unternehmen kontaktieren gezielt potenzielle Kandidaten in beruflichen Netzwerken, die ihren Qualifikationen entsprechen, aber nicht aktiv nach einem Job suchen.
  • Talent Scouting auf Fachmessen und Veranstaltungen: Auf Veranstaltungen wie Fachmessen werden gezielt Fachkräfte angesprochen, um deren Interesse für offene Positionen zu wecken.
  • Nutzung von Personalberatungen und Headhuntern: Unternehmen engagieren externe Experten, die den Markt durchforsten und geeignete Kandidaten für schwer zu besetzende Positionen finden.
  • Aktivierung von Mitarbeiternetzwerken (Employee Referral): Mitarbeiter werden dazu ermutigt, potenzielle Kandidaten aus ihrem eigenen Netzwerk zu empfehlen, um qualifizierte Bewerbungen zu erhalten.

Gezielte Ansprache in Fachforen und Communities: In spezialisierten Online-Foren und Communities werden gezielt Fachkräfte angesprochen, die zu den spezifischen Anforderungen des Unternehmens passen.

Vorteile des aktiven Recruitings

Einer der größten Vorteile des aktiven Recruitings ist der Zugang zum verborgenen Arbeitsmarkt. Der sogenannte „Hidden Job Market“ umfasst Kandidaten, die nicht aktiv auf Jobsuche sind, aber dennoch für eine Position in Frage kommen. Statistisch gesehen sind 70% der qualifizierten Fachkräfte nicht aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle. Durch aktives Recruiting erhöhen Unternehmen ihre Chancen, Top-Performer zu erreichen, die durch passive Methoden nicht sichtbar sind.

Darüber hinaus ermöglicht aktives Recruiting eine qualitativ hochwertigere Kandidatenauswahl. Unternehmen können Kandidaten vor der ersten Kontaktaufnahme vorqualifizieren und gezielt nach einem genau definierten Anforderungsprofil ansprechen. Dies reduziert das Risiko von Fehlbesetzungen und sorgt für eine präzisere Passung zwischen Kandidaten und Unternehmen.

Besonders in Mangelberufen bietet aktives Recruiting einen klaren Wettbewerbsvorteil. In Sektoren wie IT, Ingenieurwesen und Gesundheitswesen, in denen der Fachkräftemangel besonders stark ausgeprägt ist, können Unternehmen durch aktives Recruiting schwer zu besetzende Positionen effizienter besetzen und somit Mitbewerber bei der Talentakquise überholen.

Ein weiterer Vorteil des aktiven Recruitings sind beschleunigte Besetzungszeiten. Die gezielte Ansprache von Kandidaten führt zu einer Verkürzung der durchschnittlichen Besetzungsdauer, einer Reduzierung von Vakanzen und den damit verbundenen Produktivitätsverlusten sowie einer schnelleren Reaktion bei unvorhergesehenen Personalabgängen.

Langfristig ermöglicht aktives Recruiting zudem den strategischen Aufbau von Talentpools. Durch die kontinuierliche Pflege von Beziehungen zu potenziellen Kandidaten können Unternehmen sich auf zukünftigen Personalbedarf vorbereiten und bleiben somit unabhängig von kurzfristigen Arbeitsmarktentwicklungen.

Herausforderungen und Nachteile von aktivem Recruiting

Aktives Recruiting erfordert erheblichen Ressourcenaufwand. Sowohl der Personal- als auch der Zeitaufwand für Recherche und Direktansprache ist deutlich höher als bei passiven Methoden. Unternehmen müssen in spezialisierte Datenbanken und Tools investieren, zudem fallen Kosten für externe Dienstleister wie Headhunter oder Personalberater an.

Auch die rechtliche Komplexität stellt eine Herausforderung dar. Die Datenbeschaffung und -speicherung müssen DSGVO-konform erfolgen, und es gibt arbeitsrechtliche Grenzen, wenn es um die Direktansprache von Mitarbeitern anderer Unternehmen geht. Darüber hinaus müssen wettbewerbsrechtliche Aspekte beachtet werden, um rechtliche Konflikte zu vermeiden.

Ein weiteres Risiko ist die negative Reaktion potenzieller Kandidaten. Unerwünschte Kontaktaufnahmen können Abwehrreaktionen hervorrufen, was zu Imageschäden führen kann, vor allem bei unsensibler Vorgehensweise. Unternehmen könnten den Ruf eines „aggressiven Abwerbers“ entwickeln, was die Arbeitgebermarke schädigen würde.

Aktives Recruiting erfordert zudem spezialisierte Kompetenzen. Es ist notwendig, dass Recruiter über ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten und fundiertes Markt- sowie Branchenwissen verfügen. Darüber hinaus müssen sie sich kontinuierlich im Bereich der modernen Sourcing-Methoden weiterbilden, um mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten.

Passives Recruiting: Detaillierte Betrachtung

Passives Recruiting setzt darauf, dass Unternehmen eine attraktive Arbeitgebermarke schaffen und Strukturen bieten, die potenzielle Kandidaten anziehen, sodass diese sich selbst bewerben. Zu den wichtigsten Instrumenten des passiven Recruitings gehören:

  • Klassische und Online-Stellenanzeigen: Unternehmen veröffentlichen offene Stellen auf Jobportalen und in Zeitungen, um Bewerbungen von interessierten Kandidaten zu erhalten.
  • Unternehmenswebsite mit Karrierebereich: Eine gut gestaltete Karriereseite auf der Unternehmenswebsite ermöglicht es potenziellen Bewerbern, sich über offene Positionen zu informieren und sich direkt zu bewerben.
  • Präsenz auf Jobportalen und Karriereplattformen: Unternehmen nutzen Jobbörsen und Karriereplattformen wie StepStone, Monster oder Indeed, um eine breite Reichweite zu erzielen und potenzielle Bewerber anzusprechen.
  • Hochschulmarketing und Berufsmessen: Durch die Teilnahme an Hochschulmessen oder Berufsmessen können Unternehmen gezielt junge Talente ansprechen und langfristige Beziehungen aufbauen.
  • Social-Media-Präsenz und Content-Marketing: Unternehmen setzen auf Social Media und Content-Marketing, um durch regelmäßige Posts und ansprechende Inhalte eine Marke zu etablieren, die potenzielle Mitarbeiter anzieht.

Vorteile des passiven Recruitings

Passives Recruiting bietet mehrere Vorteile, insbesondere in Bezug auf Kosteneffizienz und Reichweite. Bei standardisierten Positionen mit ausreichendem Bewerberangebot sinken die Prozesskosten pro Einstellung. Durch die standardisierten Ausschreibungs- und Auswahlprozesse können Skaleneffekte erzielt und die bestehenden HR-Ressourcen effizient genutzt werden.

Ein weiterer Vorteil des passiven Recruitings ist die breitere Marktabdeckung. Verschiedene Kanäle können gleichzeitig genutzt werden, was eine größere Reichweite und die Entdeckung unerwarteter Talente ermöglicht, die bei einer gezielten Suche möglicherweise übersehen worden wären. Zudem trägt die breitere Ansprache dazu bei, die Diversität im Bewerberpool zu erhöhen.

Darüber hinaus stärkt passives Recruiting die Arbeitgebermarke. Durch eine kontinuierliche Präsenz am Markt wird das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen. Die Kommunikation der Unternehmenskultur und -werte erfolgt konsistent, was langfristig die Arbeitgeberattraktivität steigert.

Ein weiterer Vorteil liegt in der Selbstselektion der Kandidaten. Bewerber, die sich eigeninitiativ melden, sind oft intrinsisch motiviert, was zu einer höheren Wahrscheinlichkeit führt, dass ihre Interessen mit den Anforderungen der Stelle übereinstimmen. Das Risiko von frühzeitigen Kündigungen nach der Einstellung wird dadurch verringert.

Schließlich bietet passives Recruiting auch rechtliche Klarheit. Bewerber geben ihre Einwilligung zur Datenverarbeitung, wodurch der Prozess transparenter wird. Außerdem verringert sich das Risiko von Abwerbungsvorwürfen, und die Prozessgestaltung ist für alle Beteiligten eindeutig und nachvollziehbar.

Herausforderungen und Nachteile von passivem Recruiting

Ein bedeutender Nachteil des passiven Recruitings ist die begrenzte Reichweite bei passiven Kandidaten. Unternehmen haben keinen direkten Zugriff auf qualifizierte Fachkräfte, die nicht aktiv auf Jobsuche sind. Es besteht eine Abhängigkeit von der eigenständigen Bewerbungsinitiative der Kandidaten, was besonders bei Spezialisten- und Führungspositionen problematisch sein kann.

Auch die Besetzungszeiten sind in der Regel länger. Der Prozess von der Ausschreibung bis zur Besetzung dauert im Durchschnitt länger, was zu einer Unsicherheit bezüglich der Anzahl und Qualität der eingehenden Bewerbungen führt. Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass es zu Vakanzen kommt, was wiederum Produktivitätsverluste zur Folge hat.

Die Selektionsprozesse im passiven Recruiting können ebenfalls sehr aufwändig sein. Es entsteht ein hoher Filteraufwand, da viele Bewerbungen möglicherweise nicht zum Anforderungsprofil passen. Die Notwendigkeit effektiver Vorselektionsmechanismen ist daher entscheidend, um die passende Auswahl zu treffen. Zudem bindet die umfangreiche Bewerberkorrespondenz viele Ressourcen.

Ein weiteres Problem stellt die Abhängigkeit von externen Faktoren dar. Saisonale Schwankungen können den Bewerbungseingang beeinflussen, und die allgemeine Konjunktur sowie die Arbeitsmarktlage spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Auch die Aktivitäten der Wettbewerber können die Wirksamkeit des passiven Recruitings beeinflussen, da diese ebenfalls um die gleichen Talente konkurrieren.

Situative Entscheidungsfaktoren für österreichische Unternehmen

Die Entscheidung, ob aktives oder passives Recruiting eingesetzt wird, hängt stark von der Unternehmensgröße und den verfügbaren Ressourcen ab.

  • Großunternehmen: Bevorzugen oft eine Kombination beider Ansätze, wobei spezialisierte Recruiting-Teams für die Direktansprache von Kandidaten zuständig sind
  • Mittelständische Unternehmen: Nutzen aktives Recruiting eher selektiv, insbesondere für Schlüsselpositionen
  • Kleinunternehmen: Legen den Fokus auf kosteneffizientes passives Recruiting, mit punktuellen aktiven Suchmethoden bei besonderen Anforderungen

Welche Branche nutzt welches Recruiting?

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Branchenzugehörigkeit. In der IT- und Technologiebranche dominieren aktive Methoden aufgrund des Fachkräftemangels, während im Handel und in der Dienstleistungsbranche häufig eine Mischung von beiden Methoden zum Einsatz kommt, mit einem Schwerpunkt auf passivem Recruiting. In der Produktion und im Handwerk gewinnt aktives Recruiting zunehmend an Bedeutung, insbesondere bei der Suche nach Facharbeitern. Im Gesundheitswesen ist eine verstärkte Notwendigkeit für aktive Ansprache bei medizinischem Fachpersonal zu erkennen.

Die Rolle des Standortes

Die Standortfaktoren spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. In urbanen Zentren wie Wien, Graz und Linz sind passiv-recruiting-Methoden häufig erfolgreicher, da dort eine größere Anzahl an Bewerbungen und Kandidaten zur Verfügung steht. In ländlichen Regionen ist der Einsatz aktiver Ansätze und regionaler Netzwerke unverzichtbar. In Grenznähe zu Ländern wie Deutschland, Schweiz oder Tschechien stellen Lohngefälle und grenzüberschreitende Konkurrenz besondere Herausforderungen dar.

Positionsspezifische Faktoren

Der hierarchische Grad der zu besetzenden Position beeinflusst die Wahl der Recruiting-Methode maßgeblich. Auf der Führungsebene wird überwiegend aktives Recruiting, oft in Form von Executive Search, genutzt, um passende Kandidaten zu identifizieren. Im mittleren Management erfolgt meist eine Kombination beider Methoden. Bei der Besetzung von Fachkräften wird zunehmend aktives Recruiting bevorzugt, insbesondere bei schwer zu besetzenden Mangelpositionen. Für Einstiegspositionen ist hingegen primär passives Recruiting üblich.

Auch der Spezialisierungsgrad der Position ist ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Hochspezialisierte Experten werden fast ausschließlich über aktives Recruiting angesprochen, um gezielt die richtigen Fachkräfte zu finden. Standardisierte Berufsbilder hingegen eignen sich besser für passives Recruiting, da hier eine größere Zahl potenzieller Kandidaten vorhanden ist. Für Nischenpositionen erfolgt eine gezielte aktive Suche in relevanten Fachforen oder Communities.

Die Dringlichkeit der Besetzung ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Bei kritischen Vakanzen, die schnell besetzt werden müssen, kommt intensives aktives Recruiting zum Einsatz. Für planbare Nachbesetzungen wird meist eine Kombination aus beiden Methoden gewählt, während bei einem langfristigen Aufbau von Talenten der Fokus auf passiven Methoden liegt, um einen Talent-Pool aufzubauen.

Hybride Strategien für maximalen Erfolg

Um im Wettbewerb um die besten Talente erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen flexibel auf unterschiedliche Anforderungen und Märkte reagieren. Hybride Recruiting-Strategien kombinieren dabei die Vorteile sowohl des aktiven als auch des passiven Recruitings, um eine effektive und nachhaltige Personalgewinnung zu gewährleisten. Integrierte Recruiting-Modelle gibt es dabei folgende:

Phasenbasierter Ansatz:

Dabei beginnt man mit passivem Recruiting als Basisaktivität, indem Stellenanzeigen geschaltet und eine starke Arbeitgebermarke aufgebaut werden. Sollte das Ziel der Besetzung innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens nicht erreicht werden, kann man in ein aktives Recruiting übergehen. Dieses eskaliert mit zunehmender Intensität, indem direkt Kandidaten angesprochen und Netzwerke gezielt aktiviert werden.

Positionsspezifische Differenzierung:

Hierbei wird eine standardisierte Matrix zur Auswahl der besten Recruiting-Methode entwickelt, die auf vier entscheidenden Faktoren basiert:

  • Die Bedeutung der Position für den Unternehmenserfolg
  • Die Verfügbarkeit qualifizierter Kandidaten am Markt
  • Die Dringlichkeit der Besetzung
  • Die budgetären Rahmenbedingungen

Kanalspezifische Integration:

Social Media fungiert hier als Brücke zwischen passiven und aktiven Methoden, indem es eine breite Reichweite bietet und gleichzeitig direkte Ansprache ermöglicht. Durch Content-Marketing mit gezielten Call-to-Actions können Unternehmen das Interesse potenzieller Kandidaten wecken. Zudem wird Community-Building in relevanten Fachbereichen betrieben, um zukünftige Talente langfristig an das Unternehmen zu binden.

Best Practices für österreichische Unternehmen

Für eine erfolgreiche Umsetzung hybrider Recruiting-Strategien gibt es einige bewährte Methoden:

Regionaler Netzwerkaufbau:

Besonders in Österreich ist die aktive Teilnahme an Branchenveranstaltungen und Fachmessen ein hervorragendes Mittel, um mit potenziellen Kandidaten in Kontakt zu treten. Kooperationen mit regionalen Bildungseinrichtungen stärken das Netzwerk und schaffen frühzeitig Verbindungen zu talentierten Absolventen. Ebenso sind Engagement in Wirtschaftsclustern und Standortinitiativen entscheidend für den Aufbau langfristiger Partnerschaften und die Rekrutierung von Talenten aus der Region.

Digitale Präsenz optimieren:

Um die Reichweite und Sichtbarkeit zu maximieren, sollten Unternehmen ihre mehrsprachige Karrierewebseite (Deutsch, Englisch und ggf. weitere Nachbarsprachen) optimieren. Gezielte Suchmaschinenoptimierung für Stellenausschreibungen hilft dabei, die richtigen Kandidaten zu erreichen. Ein authentisches Employer Branding, das die österreichische Arbeitskultur betont, zieht zusätzlich Bewerber an, die sich mit den Werten des Unternehmens identifizieren können.

Proaktive Talent-Pool-Strategie:

Um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, ist eine proaktive Talent-Pool-Strategie unerlässlich. Unternehmen sollten Initiativbewerbungen systematisch erfassen und die Kommunikation mit vielversprechenden Kandidaten regelmäßig aufrechterhalten. Events und Webinare bieten zudem eine Möglichkeit, potenzielle zukünftige Mitarbeiter zu binden und langfristig für das Unternehmen zu gewinnen.

Erfolgsmessung und Optimierung

Die Erfolgsmessung und Optimierung von Recruiting-Strategien sind entscheidend, um die Effizienz und Qualität des gesamten Rekrutierungsprozesses zu steigern. Hier sind die verschiedenen Kennzahlen, die zur Messung und Optimierung von Recruiting-Strategien genutzt werden können:

Effektivitätskennzahlen

Diese Kennzahlen messen, wie erfolgreich die Rekrutierungsstrategie bei der Auswahl und Integration von Kandidaten ist.

  • Time-to-Hire: Diese Kennzahl misst die durchschnittliche Zeit, die vom Beginn des Recruiting-Prozesses bis zur Einstellung eines Kandidaten vergeht. Eine Differenzierung nach aktiv und passiv gewonnenen Kandidaten hilft, Unterschiede in der Rekrutierungsstrategie zu erkennen.
  • Qualität der Einstellungen: Hier wird die Leistung und Verweildauer der eingestellten Kandidaten betrachtet. Je länger ein Kandidat im Unternehmen bleibt und je besser seine Leistung, desto höher ist die Qualität der Einstellung.
  • Besetzungsquote: Diese Kennzahl gibt das Verhältnis der erfolgreich besetzten Stellen im Vergleich zu den offenen Stellen an. Sie zeigt an, wie effektiv das Recruiting-Team bei der Besetzung von Stellen ist.
  • Annahmequote: Dies ist das Verhältnis von angenommenen Angeboten zu ausgesprochenen Angeboten. Eine niedrige Annahmequote könnte auf Probleme im Angebotsprozess oder in der Wahrnehmung des Unternehmens als Arbeitgeber hinweisen.

Effizienzkennzahlen

Diese Kennzahlen messen den Ressourceneinsatz und die Kosten im Recruiting-Prozess.

  • Cost-per-Hire: Hier wird der durchschnittliche Aufwand für die Einstellung eines Kandidaten gemessen, differenziert nach der genutzten Recruiting-Methode (z. B. interne Rekrutierung, externe Agenturen, Social Media, etc.). Diese Kennzahl hilft, die Kosten pro Einstellung zu optimieren.
  • Verhältnis von Aufwand zu Qualität der Kandidaten: Diese Kennzahl betrachtet den Aufwand (in Bezug auf Zeit, Kosten und Ressourcen) im Verhältnis zur Qualität der eingestellten Kandidaten.
  • Ressourcenbindung im HR-Team: Dies misst, wie viele Ressourcen (z. B. Arbeitsstunden) das HR-Team für den Recruiting-Prozess benötigt und hilft, Engpässe zu identifizieren.

Strategische Kennzahlen

Diese Kennzahlen zielen auf langfristige Ziele ab und berücksichtigen die Gesamtstrategie des Unternehmens.

  • Aufbaurate des Talent-Pools: Diese Kennzahl misst, wie erfolgreich das Unternehmen dabei ist, einen Talent-Pool aufzubauen und kontinuierlich zu pflegen, der für zukünftige Einstellungen genutzt werden kann.
  • Entwicklung der Arbeitgeberattraktivität: Sie gibt an, wie attraktiv das Unternehmen als Arbeitgeber im Vergleich zur Konkurrenz wahrgenommen wird. Ein Anstieg der Bewerbungen pro Stelle zeigt eine Verbesserung der Arbeitgebermarke.
  • Diversität im Kandidatenpool: Diese Kennzahl misst, wie divers der Kandidatenpool in Bezug auf Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft, etc., ist. Eine hohe Diversität kann als Vorteil in der Rekrutierung und Unternehmenskultur gelten.

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Für eine nachhaltige Optimierung ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess notwendig.

Datenbasierte Methodenoptimierung:

  • Systematische Auswertung von Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren: Durch die Analyse von Erfolgen und Misserfolgen im Recruiting-Prozess lassen sich gezielte Anpassungen vornehmen.
  • A/B-Testing: Verschiedene Anspracheformen und Kanäle können getestet werden, um die effektivste Methode zu ermitteln.
  • Benchmarking mit Branchendurchschnittswerten: Ein Vergleich mit Branchendurchschnittswerten hilft, zu erkennen, wie gut das Unternehmen im Vergleich zur Konkurrenz abschneidet.

Anpassung an sich verändernde Arbeitsmarktbedingungen:

  • Regelmäßige Marktanalysen und Trendbeobachtung: Um auf Veränderungen im Arbeitsmarkt zu reagieren, sind regelmäßige Marktanalysen wichtig.
  • Flexible Budgetallokation basierend auf Erfolgskennzahlen: Das Budget für Recruiting-Maßnahmen kann flexibel angepasst werden, um auf die Veränderungen der Erfolgskennzahlen zu reagieren.
  • Agile Anpassung des Methoden-Mixes an konjunkturelle Schwankungen: Der Recruiting-Ansatz kann je nach wirtschaftlicher Lage und Arbeitsmarktbedingungen agil angepasst werden, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen.

Indem Unternehmen diese Kennzahlen verfolgen und die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, können sie ihren Recruiting-Prozess stetig optimieren und auf sich verändernde Marktbedingungen reagieren.

Fazit: Entscheidungshilfe für österreichische Personalverantwortliche

Die ideale Recruiting-Strategie ist ein dynamisches, flexibles System, das kontinuierlich angepasst werden muss. Für Personalverantwortliche in Österreich sind dabei mehrere Schlüsselelemente entscheidend, um eine erfolgreiche und nachhaltige Personalgewinnung zu gewährleisten:

Ausgangssituation analysieren

Die Grundlage jeder Recruiting-Strategie ist eine fundierte Analyse der aktuellen Gegebenheiten:

  • Aktuelle Personalbedarfe und -engpässe identifizieren: Es ist entscheidend zu wissen, in welchen Bereichen das Unternehmen gerade akuten Bedarf hat und wo Engpässe bestehen.
  • Verfügbare Ressourcen realistisch einschätzen: Nur mit einem klaren Bild über die verfügbaren finanziellen und personellen Ressourcen können realistische Ziele gesetzt werden.
  • Unternehmensspezifische Stärken und Schwächen im Recruiting evaluieren: Stärken (z. B. eine starke Arbeitgebermarke) und Schwächen (z. B. lange Time-to-Hire) müssen erkannt werden, um gezielt an Verbesserungen zu arbeiten.

Differenzierte Strategie entwickeln

Eine differenzierte, auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens zugeschnittene Recruiting-Strategie ist der Schlüssel zum Erfolg:

  • Methodenmix basierend auf Positionsarten festlegen: Der Recruiting-Mix sollte flexibel an die jeweilige Position angepasst werden. Ein Mix aus aktiven (z. B. Direktansprache) und passiven Methoden (z. B. Social Media, Employer Branding) ist empfehlenswert.
  • Klare Eskalationspfade bei Nichterreichen der Besetzungsziele definieren: Falls Besetzungsziele nicht erreicht werden, sollten Eskalationsprozesse vorhanden sein, um rechtzeitig Alternativen und Anpassungen vorzunehmen.
  • Regionale Besonderheiten des österreichischen Arbeitsmarktes berücksichtigen: Der Arbeitsmarkt in Österreich unterscheidet sich je nach Region, insbesondere in städtischen und ländlichen Gebieten. Diese regionalen Unterschiede sollten in der Strategie berücksichtigt werden.

Kontinuierliche Optimierung implementieren

Die kontinuierliche Anpassung und Verbesserung der Recruiting-Strategie sorgt für langfristigen Erfolg:

  • Systematisches Tracking relevanter KPIs etablieren: KPIs wie Time-to-Hire, Cost-per-Hire und Qualität der Einstellungen sollten regelmäßig überwacht werden, um den Erfolg der Recruiting-Maßnahmen zu messen und gegebenenfalls zu optimieren.
  • Feedbackschleifen mit Fachabteilungen und Kandidaten einrichten: Eine enge Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen und regelmäßiges Feedback von Kandidaten helfen, die Recruiting-Prozesse kontinuierlich zu verbessern.
  • Flexibilität für Anpassungen bewahren: Flexibilität ist entscheidend, um auf Änderungen im Arbeitsmarkt, neue Technologien oder veränderte Bedürfnisse des Unternehmens schnell reagieren zu können.

Erfolgsfaktor: Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Die Kombination von aktiven und passiven Recruiting-Methoden wird künftig zunehmend entscheidend sein, wobei der genaue Mix je nach Unternehmenssituation, Marktlage und Position variieren kann. Wichtig ist jedoch, dass Personalverantwortliche nicht dogmatisch auf einen bestimmten Ansatz festgelegt sind, sondern die strategische Flexibilität bewahren, um schnell auf die Dynamik des Arbeitsmarktes reagieren zu können. Diese Flexibilität stellt sicher, dass Unternehmen in einem sich ständig wandelnden Arbeitsumfeld erfolgreich und effizient neue Talente gewinnen können.

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