Nicht Homeoffice, sondern hybrides Arbeiten ist gekommen, um zu bleiben
Eines der großen Schlagwörter mit Beginn der Coronakrise war das Homeoffice. Überall, wo es ging, verlagerten unzählige Menschen in Österreich und der ganzen Welt ihren Arbeitsplatz vom Büro ins eigene Heim, oft über viele Monate hinweg oder gar länger. Mit einer kurz- oder mittelfristigen Entspannung kehrten viele aber immer wieder auch ins Büro zurück.
Es kristallisierte sich heraus: Ausschließlich und ganz isoliert in den eigenen vier Wänden arbeiten ist nicht ideal. Wenn der Kontakt zu Chefs und Kollegen nur über E-Mail, Telefon oder Video-Konferenzen passiert, leiden auf Dauer die Motivation und das Zugehörigkeitsgefühl, also die Bindung ans Unternehmen.
Arbeitsmodelle 2022 – Die Entwicklung von Remote Work zu Hybrid Work
Der Trend weist also in eine andere Richtung. Es ist nicht Remote Work, das Arbeiten im Homeoffice, auf Reisen oder im Café, das die Zukunft bestimmt. Eine Mischform aus Büro sowie zeit- und ortsunabhängigem Arbeiten soll für Angestellte eine Balance schaffen: hybrides Arbeiten. Kernzeiten, fixe Tage für Meetings und persönliche Gespräche im Konferenzraum sollen weiterhin ein Teil des Arbeitslebens bleiben. Sie ermöglichen direkten Austausch und langfristige Mitarbeiterbindung.
Auf der anderen Seite wird es selbstverständlich, dass nicht jeder Arbeitstag die Menschen ins Auto oder den Bus zwingt, damit sie pünktlich am Schreibtisch sitzend ihren Computer einschalten können. Arbeitszeiten werden flexibler, und Tätigkeiten können daheim am Küchentisch, im Klappstuhl vor dem Campingbus oder im Lieblingscafé erledigt werden. Mit moderner Technologie kein Problem – besonders seit dem großen Vormarsch der Cloud. Strom- und Internetanschluss sowie ein Laptop und Handy sind in der Regel alles, was man braucht.
Was sind die Vorteile von Hybridarbeit?
Der Trend zum hybriden Arbeiten kommt nicht von ungefähr. Die Verbindung von klassischer Büroarbeit und unabhängigem Arbeiten an selbst gewählten Orten und zu selbst gewählten Zeiten ermöglicht das beste beider Welten.
Mehr Zufriedenheit – höhere Produktivität
Hybrides Arbeiten heißt zuallererst: mehr Freiheit und mehr Flexibilität. Mitarbeiter haben es leichter, ihre beruflichen Aufgaben, ihre familiären Pflichten und ihre privaten Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Wenn das Kind heute schulfrei hat, kann man es zuhause betreuen und in der Zwischenzeit am Laptop Dinge für den Job erledigen – oder diese einfach abends nachholen, wenn man am Nachmittag lieber zwei Stunden mit dem Nachwuchs auf den Spielplatz geht und gerade keine Meetings warten.
Aber was heißt das für den Arbeitgeber? Was hat er davon? Ganz einfach: eine zufriedenere, produktivere Belegschaft. Wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, sie und ihre Bedürfnisse werden ernstgenommen, wächst ihr Respekt vor dem Chef und ihre Motivation, für das Unternehmen ihre Bestleistung zu erbringen.
Flexibler durch Krisen
Die Corona-Pandemie war der große Auslöser für das Umdenken und Einführen von hybriden Arbeitsmodellen. Heute wäre es aber Wunschdenken zu glauben, dass sie die letzte große Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft war. Ob Inflation, Klimawandel, Krankheit oder kriegerische Konflikte – in einer Zeit, in der wir auf verschiedene Krisen reagieren müssen, ist Flexibilität umso wichtiger. Hybride Arbeitsmodelle können das Weiterlaufen von wichtigen Unternehmensprozessen sichern, Projekte werden nahtlos fortgeführt – egal an welchem Ort und zu welcher Uhrzeit.
Nachhaltigkeit
Hybrides Arbeiten bedeutet auch ökologischer handeln. Wenn in der Woche durchschnittlich weniger Belegschaft im Betriebsgebäude ist, werden weniger Büroräume und weniger Ressourcen benötigt. Es sind keine fünf Großraumbüros zu beheizen, Licht und Gerätschaften nagen nicht endlos an den Energieressourcen. Und ganz wichtig: Viel weniger Menschen sitzen montags bis freitags, morgens und abends in ihrem Auto und kurbeln die CO2-Werte an. Innenstädte und Ballungsräume sind weniger laut und überfüllt und die verminderten Abgase sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.
Und bei der Mobilität liegt ein weiterer wichtiger Punkt: Wertvolle Talente und potenzielle Mitarbeiter sind nicht nur in der eigenen Stadt zu finden. Die Option auf hybrides Arbeiten macht das Unternehmen auch für jene Menschen attraktiv, die in ländlichen Gebieten oder weiter entfernt leben, aber keine Lust auf tägliches, langes Pendeln oder einen Umzug haben – gerade in Zeiten steigender Treibstoffpreise ein wichtiges Argument.
Tipps für hybrides Teamwork
Natürlich muss sich ein Unternehmen darüber Gedanken machen, wie Hybrid Working erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Betreuung der IT-Infrastruktur und -Geräte wird durch die Cloud und Remote-Support immer einfacher und sicherer. Aber nicht nur technische Aspekte sind zu bedenken.
Wenn die folgenden Tipps befolgt werden, steht erfolgreicher Hybrid-Arbeit im Team nichts im Weg:
- Klare Kommunikation: Stimmen Sie sich genau ab, stellen Sie sicher, dass alle im Team auf dem gleichen Stand sind. Holen Sie regelmäßig Feedback und versichern Sie sich, dass es keine Missverständnisse gibt. Anweisungen, Entscheidungen, Deadlines sollten immer deutlich kommuniziert und festgehalten werden. Regelmäßige (Online-)Meetings und Gespräche für klare Aufgabenverteilung sind keine lästige Pflicht, sondern Voraussetzung für hybrides Arbeiten im Team.
- Genaue Regeln: Reservieren Sie klare Tage für Meetings in der Firmenzentrale. Achten Sie darauf, dass sich alle an Arbeitszeiten halten und zuhause vielleicht nicht unzählige Überstunden ansammeln. Kein Mitarbeiter sollte sich bemüßigt fühlen, außerhalb der Arbeitszeit das Telefon abzuheben. Flexibilität erfordert klare Richtlinien, anhand derer die Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten und -orte ausrichten können.
- Das A und O: Vertrauen: Vorgesetzte müssen die Leistung ihrer Mitarbeiter an den Resultaten messen. Ständiges Kontrollieren, Anrufen und Nachhaken schafft eine negative Atmosphäre, in der sich das Team überwacht fühlt. Auch gegenüber anderen Kollegen sollten wir ein gefestigtes Grundvertrauen haben, dass sie ihre Aufgaben verantwortungsbewusst erledigen und sich nicht den ganzen Tag am Balkon sonnen.
- Motivation erhalten: Wenn die Angestellten nicht fünf Tage die Woche im Büro sitzen, ist es wichtig, dass sie sich nicht zu sehr vom Team entfernen und motiviert bleiben. Regelmäßige persönliche Treffen und Online-Teambuilding-Events können helfen. Aber auch kleine Gesten wie etwa regelmäßige Mail-Updates über die Abläufe im Unternehmen sorgen dafür, dass Mitarbeiter sich zugehörig und ernstgenommen fühlen. Und: Aktives Lob und Wertschätzung sind besonders aus der Ferne wichtig.
- Chancengleichheit: Manche Mitarbeiter bevorzugen es, die meiste Arbeitszeit im Büro zu verbringen. Stellen Sie sicher, dass diese nicht bevorzugt werden, weil sie etwa als engagierter wahrgenommen werden. Auch für jene, die mehr mobil arbeiten, muss klar sein: „Du gehörst zum Team, du bist wertvoll, auch du hast die Chance, bei uns die Karriereleiter hochzuklettern.“
Fazit: Hybrides Arbeiten ist die Zukunft
Wirtschaft und Experten sind sich einig: Hybrid Working ist gekommen, um zu bleiben. Die vielen Vorteile für Arbeitnehmer, besonders die verbesserte Work-Life-Balance durch zeitliche und örtliche Flexibilität, schaffen im Unternehmen ein motiviertes und effizientes Team – und damit größere Produktivität. Wichtig ist es aber, nicht ohne Plan ins kalte Wasser zu springen. Mit klaren Regeln, Prozessen und Kommunikationswegen steht einer modernen Arbeitswelt, von der die Firma wie die Mitarbeiter profitieren, nichts mehr im Weg.