
Was bedeutet Empathie?
Das Wort Empathie stammt vom griechischen „empatheia“ ab, was übersetzt Leidenschaft oder Einfühlung bedeutet. Im Grunde hat ein Mensch Empathie, wenn er Empfindungen, Gedanken und Motive einer anderen Person leicht erkennen und nachvollziehen kann.
Empathie hat laut neuesten Forschungen neurobiologische Ursprünge und wird bereits im Babyalter entwickelt. Neben einer höheren Sensibilität für die Emotionen anderer und der Fertigkeit, leicht die Perspektive zu wechseln, können empathische Menschen angemessen reagieren und das zukünftige Verhalten der anderen Person besser abschätzen.
Welche Formen von Empathie gibt es?
Empathie wird häufig als emotionale Intelligenz bezeichnet, sie ist aber eher ein Teilbereich davon. Emotionale Intelligenz ist schließlich ein Überbegriff für die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle auszudrücken, zu verstehen und zu regulieren.
Für die Empathie werden in der Psychologe drei Arten unterschieden:
Soziale Empathie
Sozialen Empathen fällt es leichter sich auf ihr Gegenüber einzustellen, unabhängig von dessen Alter, Charakter, kultureller Herkunft oder Weltanschauung. Noch bedeutsamer ist dieses Können, wenn man mit Gruppen von Menschen in komplexen Situationen zu tun hat. Denn Gruppendynamiken funktionieren nach eigenen, teils unausgesprochenen Spielregeln und um diese zu verstehen oder zu steuern, bedarf es mehr als nur Erfahrung.
Affektive Empathie
Diese Art der Empathie gleicht am ehesten dem, was mit Mitgefühl gemeint wird. So werden die Emotionen des anderen nicht nur erkannt und nachvollzogen, sondern auch selbst nachempfunden. Diese affektive Sensitivität ist grundlegend für vertrauensvolle Beziehungen und engen Zusammenhalt in der Gruppe, sie kann aber auch zur unfreiwilligen Stimmungsübertragung oder dem sogenannten „Helfersyndrom“ führen.
Kognitive Empathie
Bei der kognitiven Empathie werden weniger die Gefühle einer anderen Person als deren Gedanken sowie Motive erfasst und verstanden. Dieses gedankliche Nachvollziehen ist etwa für Psychotherapeuten essentiell, um die notwendige emotionale Distanz zu wahren. Kognitive Empathie kann gelernt werden und hilft unter anderem das Verantwortungsbewusstsein zu stärken wie auch vorausschauend zu planen.

Warum Empathie im Berufsleben so wichtig ist
Empathie wurde als Soft Skill von Personalern und Führungskräften lange unterschätzt oder gar ausgeklammert. Dies scheint sich nach den Umbrüchen der Pandemie allmählich zu ändern: Laut einer Studie von Microsoft aus dem Jahr 2021 wird Empathie als Schlüsselfaktor für erfolgreiche Führung in der hybriden Arbeitswelt wahrgenommen. Eine aktuelle Befragung von LinkedIn zeigt, dass besonders die jüngere Generation sich mehr Empathie von Vorgesetzten wünscht (41 Prozent), bei zwei Drittel der befragten Führungskräften herrscht dafür Verständnis.
Empathie als Schlüsselkompetenz für Führungskräfte
Im Bereich Führungskompetenz wird am deutlichsten sichtbar, welcher massive Wertewandel sich in den letzten Jahren am Arbeitsmarkt vollzogen hat. Wo früher fachliche Erfahrung, Durchsetzungsvermögen und Entscheidungsmacht gezählt haben, brauchen heutige Leader Fähigkeiten, die vertrauensvolle Beziehungen zu Mitarbeitern oder Kunden fördern und agile Problemlösungen ermöglichen. Besonders die soziale Empathie ist für Führungskräfte von Bedeutung, um die Stimmungen und Bedürfnisse diverser Teams zu erfassen und die Konsequenzen unternehmensweiter Entscheidungen abzuschätzen.
Empathische Mitarbeiter sind erfolgreicher
Auch für Positionen ohne Führungsverantwortung ist Empathie im Arbeitsalltag entscheidend. Eine Studie der Universität Bonn hat sogar festgestellt, dass empathische Menschen im Job erfolgreicher sind, da sie etwa soziale Situationen besser beurteilen können und ihre Mitarbeiter motivieren. Soziale und kognitive Empathie helfen beim Networking und der Zusammenarbeit in interdisziplinären oder auch virtuellen Teams.
Welche Berufe eignen sich für empathische Menschen?
In manchen Branchen und Berufen ist Empathie nicht nur ein Nice-To-Have-Skill, sondern eine zentrale Anforderung:
- Berufe im Gesundheitssektor wie Ärzte, Krankenpfleger, Therapeuten etc. brauchen Einfühlungsvermögen, um treffende Diagnosen zu stellen und individuelle Pflege zu bieten.
- Rechtliche Positionen als Richter, Polizist oder Anwalt benötigen die Fähigkeit, sich in verschiedenste Perspektiven hineinzuversetzen und schwerwiegende Entscheidungen zu fällen.
- Pädagogische Berufe wie Lehrer und Erzieher brauchen besonders bei der Arbeit mit Kindern die richtige Balance aus Empathie, Vorbildcharakter und Strenge.
- Unternehmensberater und Consultingjobs erfordern Fingerspitzengefühl beim Umgang mit unterschiedlichen Stakeholdern und Charakteren, ohne den Blick für das „big picture“ zu verlieren.
- Kreative Berufe wie Künstler, Designer, Schauspieler sind im engen Austausch mit den eigenen Emotionen und den Bedürfnissen der Rezipienten.
Alle Bereiche, die intensiven Kontakt mit Zielgruppen, Kunden oder Mitarbeitern voraussetzen, brauchen kognitive und soziale Empathie, um wirksame Produkte oder Werbestrategien zu entwickeln und zu verkaufen. Dies betrifft Personaler und Vertriebler ebenso wie Marketing Manager.
Vorteile von Empathie im Beruf
1. Verbessert die Kommunikation
Ob in der Zusammenarbeit im Team oder im Gespräch mit Kunden, die zum Beispiel einen anderen kulturellen Hintergrund haben – die Fähigkeit, auch nonverbale Zeichen zu lesen und dementsprechend zu reagieren, fördert gezielte Kommunikation und Vertrauen.
2. Stärkt Beziehungen
Beziehungsfähigkeit und Vertrauen ist die Basis für langfristige Mitarbeiter- und Kundenbindung, schwierige Situationen im Team können leichter bewältigt werden.
3. Erhöht die Kreativität
Empathiefähige Menschen denken innovativ und kreativ, denn sie geben selten auf und versuchen Probleme auf alternative Weisen zu lösen.
4. Verbessert die Verkaufsquote
Empathische Verkäufer werden als sympathischer wahrgenommen, reagieren schneller auf geänderte Kundenbedürfnisse und können zukünftige Wünsche besser vorhersagen.
5. Verbessert den Kundenservice
Beschwerdemanagement oder Kundenberatung verlangen viel Einfühlungsvermögen sowie Geduld – je authentischer und menschlicher man dabei agiert, umso zufriedener werden die Kunden auch in Krisensituationen sein.
6. Wirkt positiv auf Vorstellungsgespräche
Sowohl in der Rolle des Recruiters als auch des Bewerbers ist Empathie wesentlich. Jobkandidaten können leichter beurteilen, welche Fähigkeiten und Antworten gefragt sind, Personaler bauen augenblicklich eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre auf.
7. Ermöglicht Führungsfähigkeiten
Führungskräfte sind nur dann effektiv und erfolgreich, wenn sie die Stärken, Schwächen und Bedürfnisse ihres Personals einschätzen und weiterentwickeln können.
Fazit: Wie Sie Empathie am Arbeitsplatz wirksam lernen und ausbauen können
Man könnte sagen, dass das Vermögen, sich in andere hineinzuversetzen, eine menschliche Qualität ist. Empathie ist der Schlüssel privater und beruflicher Interaktionen, aber erst eine globale Gesundheitskrise und die damit verbundene Isolation haben vielen vor Augen geführt, wie wichtig diese Fähigkeit auch in der Berufswelt ist.
Tatsächlich sind manche Menschen von Grund auf empathischer als andere, aber gewisse Aspekte der Empathie können Sie mit unseren Tipps aktiv trainieren und verbessern:
- Hören Sie anderen aktiv zu, indem Sie aufmerksam mitdenken, auch nonverbale Gesten oder Töne beachten und immer wieder nachfragen bzw. mit eigenen Worten wiederholen, was Ihr Gegenüber gesagt hat.
- Versuchen Sie, unvoreingenommen auf neue Kontakte zuzugehen – hinterfragen Sie dabei, welche Vorurteile Sie möglicherweise haben und woher diese stammen.
- Beobachten Sie bewusst Ihre Mitmenschen, so erkennen Sie Verhaltensmuster, Reaktionsweisen und Gewohnheiten und können rücksichtsvoller mit anderen umgehen.
- Zeigen Sie Interesse für Mitarbeiter und Kunden. Ein ehrlicher Austausch über Hobbies, Familie oder andere nicht berufliche Themen gibt Aufschluss über Charakter und Motivation des Gegenübers.
Seien Sie verständnisvoll gegenüber anderen – denken Sie immer zuerst daran, aus welchem Kontext oder welcher Perspektive jemand handelt. Dann fällt es leichter, Konflikte zu deeskalieren oder zum Kern des Problems vorzudringen.